Montags haben viele Sehenswürdigkeiten und Museen in Korea geschlossen. Prinzipiell kann der Ruhetag jeweils unterschiedlich irgendein Wochentag sein, selten auch keiner, aber viele scheinen sich für den Montag zu entscheiden. Praktisch also, dass der Hauptpalast da eine Ausnahme macht und Dienstag schließt, so lag es nahe, am Montag dorthin zu gehen. Ich hatte den Tag gemächlich angehen lassen und ging zu Fuß die Yulgok-ro entlang. Ein Eckturm der Palastanlage ist inzwischen auf eine Verkehrsinsel gebannt und bildet einen krassen Kontrast zu dem dahinterliegenden (vom Palast weg nach Südost blickend) ovalen Hochhausneubau (auf Google Streetview 2009 noch nicht vorhanden):

Seoul, Gyeongbokgung: ehemaliger Südost-Eckturm vor Hochhausneubau

Seoul, Gyeongbokgung: ehemaliger Südost-Eckturm vor Hochhausneubau

Der ganze Palast ist von einer Mauer und einem Graben umgeben, daran entlangspazierend kam ich gegen 11 Uhr am eindrucksvollen Haupttor Gwanghwamun an. Sein unterer Teil des Tores ist Teil der Palastmauer und folglich aus Stein, mit drei Durchgängen. Darüber ist in Holz mit zwei ausladenden Dächern das Torwächterhaus draufgesetzt:

Seoul, Gyeongbokgung: das Haupttor Gwanghwamun

Seoul, Gyeongbokgung: das Haupttor Gwanghwamun

Vor den beiden Seitenbögen stehen je zwei Fahnenträger mit Hut in Hellblau, um die Mittelöffnung herum zwei bewaffnete Wachen mit Helm in Rot. Ordner drängten die Zuschauer zurück, denn es gibt um 11 Uhr ein tägliches Spektakel: die Wachablösung, die von einem Historienverein zelebriert wird. Der Chef der Wache in Gelb mit Roten Umhang und zwei senkrechte Pfauenfedern am Hut stellte sich auf. Nun kam ein zweiter Wachtrupp herausmarschiert, bestehend aus den gleichen sechs Rollen, ferner der alte und der neue Wachtruppführer in Rot mit blauem Umhang und senkrechten Pfauenfedern am Hut, sowie vier Trommler in Rot mit blauer Schärpe und Hut mit gekreuzten Federn.

Seoul, Gyeongbokgung: Wachablösung

Seoul, Gyeongbokgung: Wachablösung

Zuerst grüßten die Truppführer den Chef der Wache, dann zog der ganze Haufen von den Trommlern begleitet einmal im Kreis herum, der Chef der Wache inspizierte die Uniformen der neuen Leute, dann stellten sich die Torwächter alt und neu einander gegenüber und tauschten Plätze, dann die Fahnenträger. Schließlich rückte die alte Mannschaft ab und die Tore wurden wieder für die Besucher geöffnet, während man sich im Hof mit den Wachen fotografieren lassen konnte.

Nach dem äußeren Haupttor folgt wie üblich erstmal ein weiteres Tor, hier Heungnyemun genannt:

Seoul, Gyeongbokgung: Heungnyemun

Seoul, Gyeongbokgung: Heungnyemun

Hier ist auch der Eintritt von 3000 Won fällig (Kombikarte für mehrere Paläste: 10000 Won).

Das zentrale Gebäude ist der Thronsaal Geunjeongjeon:

Seoul, Gyeongbokgung: Thronsaal Geunjeongjeon

Seoul, Gyeongbokgung: Thronsaal Geunjeongjeon

der wie zu erwarten einen Thron enthält:

Seoul, Gyeongbokgung: Thronsaal Geunjeongjeon, Thron

Seoul, Gyeongbokgung: Thronsaal Geunjeongjeon, Thron

links hinter den Hauptgebäuden des Palasts befindet sich ein auf Säulen ruhender Pavillion Gyeunghoeru mit einem künstlichen See drumrum, auf dem man die Staatsgäste auch auf Booten unterhalten konnte.

Seoul, Gyeongbokgung: Pavillion Gyeunghoeru

Seoul, Gyeongbokgung: Pavillion Gyeunghoeru

Hatte es gestern echt genug geschneit, dass man einen Schneemann formen konnte? Scheint so:

Seoul, Gyeongbokgung: Schneemann

Seoul, Gyeongbokgung: Schneemann

Ein weiterer Teich umgibt einen kleinen Pavillion:

Seoul, Gyeongbokgung: Pavillion Hyangwoncheung

Seoul, Gyeongbokgung: Pavillion Hyangwoncheung

In der ehemaligen Palastküche ist ausgestellt, wie zu einem Empfang kandierte Früchte und andere Leckereien präsentiert wurden:

Seoul, Gyeongbokgung: Palastküche Sojubang mit Buffetmodell

Seoul, Gyeongbokgung: Palastküche Sojubang mit Buffetmodell

rechts hinter dem Palast befindet sich das National Folk Museum, das koreanisches Brauchtum zeigt, beispielsweise Kleidung, Nahrung und ihre Zubereitung, Medizin: Die Herstellung von Dubu (Tofu) ist erläutert, es gibt ein Stoffpuppe, auf der die Akupunkturlinien aufgezeichnet sind, typische Gerichte und die verschiedenen Varianten von Kimchi, oder eine Totenbahre, die in einer Gemeinde zum gemeinsamen Gebrauch vorgehalten wurde:

Seoul, National Folk Museum: Totenbahre (1856)

Seoul, National Folk Museum: Totenbahre (1856)

Der Eintritt ins Folk Museum ist frei, und man kann sich bei dem Seitenausgang aus dem Palast Richtung Museum einen Stempel zum Wiedereintritt auf die Hand drücken.

Das National Palace Museum links vor dem Palast folgt leider dem üblichen Schema und hat Montags geschlossen, das fiel also für mich aus.