Am Sonntag den 28.2. bin ich von meinem Hotel “The An Hostel” in der Donhwamun-ro aus erstmal nach Norden gewandert, weil dem Stadtplan nach da recht bald ein Palast kommen sollte. Es handelt sich um den Changdeokgung-Palast, den zweiten Königspalast neben dem Gyeongbokgung-Palast. Er wurde an einem Hügel gebaut und fügt sich in die Landschaft ein, deshalb stehen die Gebäude auch nicht auf einer Linie hintereinander, wie es sonst typisch ist, sondern vom Tor immer weiter nach rechts hin, sich mehr oder weniger tief ausdehnend. Das Tor Donhwamun (-mun steht für Tor, wie das japanische -mon), nach dem auch die Straße benannt ist, stellt den Zugang zum Palastgelände dar:

Seoul, Changdeokgung: Donhwamun

Seoul, Changdeokgung: Donhwamun

Dahinter geht es rechts über eine Brücke zu den Palastanlagen und geradeaus zu dem Verwaltungskomplex Gwolneagaksa. Hier waren unzählige Beamte tätig. Die Vielzahl kleiner und mittlerer Gebäude bildet ein Labyrinth, man kann da absichtlich oder aus Versehen die gerne in Comics gezeigte Szene “grad kam ich von links, jetzt komm ich von rechts” nachspielen und ich war am Ende direkt froh wieder rauszufinden. ;)

Geht man aber nach rechts durch ein weiteres Tor, so liegt links hinter dem dazugehörigen Tor Injeongmun die Thronhalle Injeongjeon.

Seoul, Changdeokgung: Injeongjeon, die Thronhalle

Seoul, Changdeokgung: Injeongjeon, die Thronhalle

Hier fanden Krönungszeremonien und Staatsempfänge statt. Der Boden wurde 1908 durch westliches Parkett ersetzt, aus dieser Zeit stammt auch das elektrische Licht und die Glasfenster.

Weitere Gebäude waren für das Tagesgeschäft, als Wohnräume, und als Räumlichkeiten für die Königin vorgesehen. Der Palast stammt ursprünglich von 1406, und die damalige Joseon-Dynastie folgte der neo-konfuzianischen Lehre. Ein Aspekt davon ist, dass Männer und Frauen ab dem Alter von 7 Jahren getrennt leben sollen.

Die Gebäude sind schon zum Zeichen der Würde der Bewohner auf hohen Steinsockeln gebaut. Diese Sockel haben aber auch eine weitere Funktion: Die Koreaner haben schon 1000 v.Chr. (und damit wesentlich früher als die Hypocausten der Römer) Ondol, eine Fussbodenheizung erfunden, bei der das Abgas vom Feuer, in Wohngebäuden vom Küchenherd her, anderswo in extra dafür eingebauten Feuerungen, unter einer Steinlage zu einem weit entfernten Kamin geführt wurde.

Seoul, Changdeokgung: Ondol-Heizanlage: Feuerung und abgesetzter Kamin

Seoul, Changdeokgung: Ondol-Heizanlage: Feuerung und abgesetzter Kamin

Ein besonderes Feature dieses Palastes ist der sogenannte Geheime Garten, der sich über eine große Fläche hinter dem Palast erstreckt und nur mit Führung besichtigt werden kann (5000 Won, zusätzlich zum Eintritt von 3000 Won für den vorderen Teil des Palasts, es gibt eine Paläste-Kombikarte für 10000 Won - hab ich erst nachher gemerkt).

Dort sind zahlreiche Wasserflächen unterschiedlicher Umrisse, mit jeweils unterschiedlichen Pavillions verstreut.

Seoul, Changdeokgung: Secret Garden, fächerförmiger Pavillion Gwallamjeong

Seoul, Changdeokgung: Secret Garden, fächerförmiger Pavillion Gwallamjeong

Und nachdem es schon die Stunden zuvor merklich abgekühlt hatte, setzte Schneefall ein, immerhin so ergiebig, dass die Palastwärter beschäftigt waren, etliche cm Schnee wegzufegen oder wegzuschaufeln.

Bei den jungen Koreanerinnen ist es übrigens gerade Mode, stundenweise traditionelle Kleider zu mieten und dann vor der Kulisse von Palästen oder anderen Sehenswürdigkeiten damit für Fotos zu posieren. Nie zuvor habe ich so viele Selfie-Sticks gesehen, wie in den ersten Tagen in Seoul.

Seoul, Changdeokgung: Koreanerinnen in traditionellen Kleidern

Seoul, Changdeokgung: Koreanerinnen in traditionellen Kleidern

(PS. ich cheate und datiere jetzt ein paar Blogeinträge zurück, nicht wundern, du hast sie vorher nicht übersehen, sie waren noch nicht da, aber so tu ich mich mit der Übersicht leichter.)