Diesmal wollte ich eine Übernachtung der besonderen Art ausprobieren. Ein Jjimjilbang ist eine Kombination aus Badehaus, Sauna und Übernachtungsmöglichkeit. Wobei ich da noch einen wichtigen Aspekt nicht erwähnt habe: Fomentation, ein im Englischen ungebräuchliches Wort, steht für gesundheitliche Wärmeanwendungen. Ebenso wie den unterschiedlichen Bädern werden auch den Räumen mit trockener Hitze, unterstützt durch Erden oder Gestein, heilende Wirkungen zugeschrieben.

Gestützt auf Berichte im Internet wählte ich das Siloam Jjimjilbang, das sich gleich ums die Ecke von Seoul Station, also dem Hauptbahnhof, befindet. Das Schild „Siloam Sauna“ auf dem Gebäude ist weithin sichtbar:

Weithin sichtbar weist das rote Schild auf dem Dach auf die Siloam Sauna hin.

Weithin sichtbar weist das rote Schild auf dem Dach auf die Siloam Sauna hin.

Einschließlich Übernachtung kostet der Besuch im Siloam Jjimjilbang 15000 Won (gut 11 EUR), ist also verglichen mit anderen Übernachtungsformen sehr preisgünstig. In einer Blog-Besprechung hatte ich gelesen, dass man nicht mit schweren Koffern in ein Jjimjilbang kommen sollte, das würde einen schlechten Eindruck machen, ich habe meinen daher vorher schon zu dem Hostel für die Folgenacht hingebracht. Das wäre zumindest hier kein Problem gewesen, es gab beim Umkleidebereich auch Locker für Gepäck. Aber dann hätte ich den Koffer am Folgetag weiterbringen müssen, hat also schon gepasst so.

An der Kasse wird die Saunakleidung ausgegeben, bestehend aus beigem T-Shirt und brauner kurzer Hose für die Männer und orangem T-Shirt und roter Short für die Frauen. Dann trennen sich die Wege nach Geschlecht, und als erstes hat man im 1F (Erdgeschoss) den Umkleideraum vor sich. Der Schlüssel für das Schuhkästchen wird nach Verstauen der Schuhe an der Theke gegen den Spindschlüssel am Spiral-Armband ausgetauscht. Dort zieht man sich erstmal aus, und parkt auch die Saunakleidung zunächst im Spind, denn in das (geschlechtergetrennte) Nassbad im Untergeschoss geht man nackt.

Das Nassbad

Hier findet sich zunächst ein Vorraum mit Föns, Haarbürsten, Gesichtswasser und Spiegelplätzen. Auch ein Frisör wartet in einem Nebenraum auf Kunden. In einem Regal liegen Frotteehandtücher fürs Abtrocknen nach dem Bad und kratzige Tücher aus einem Kunstfasernetz bereit, die als Waschlappen und Peelingwerkzeug gleichermaßen dienen (in manchen Hotels ist so eins auch im Handtuchsatz enthalten). Durch eine Schiebetür geht’s in den Nassbereich. Hier warten Stehduschsäulen mit zweimal vier und zweimal acht Duschen, und vier Sechser-Sitzduschinseln für das Waschen im japanischen Stil. Zu letzteren stehen in einem Ständer Hocker und Schüsseln bereit.

So gereinigt hat man nun die Wahl zwischen den verschiedenen Badebecken. Es gibt mehrere Massagebecken mit etwa 38°, ein Ocker-Bad mit 41°, ein Mugwort-Bad mit 42°, ein Jadebad mit 42°, dessen eine Wand ein Gestell voll Jadesteine enthält, einen Warmwasserfall, und ein großes Kaltbecken. Dazwischen sind ein Dampfbad mit 65° und zwei Trockensaunen, die eine Ocker-Salz, die andere Jade, mit über 90° angeordnet. Zum zwischenzeitlichen Entspannen stehen Plastik-Liegesessel bereit.
Das ganze Wasser kommt übrigens aus einer einige hundert Meter tiefen Thermalquelle, wird aber anschließend entmineralisiert und aufbereitet.

In einem Abteil im Nassbereich kann man sich professionell Peeling-Schrubben lassen. Das entfaltet die größte Wirkung, wenn die Haut vorher von den Bädern schon aufgeweicht ist.

Ich habe etliche der Badebecken, die Dampfsauna und das Kaltbecken ausprobiert. In den heißen Becken sollte man nicht zu lange verweilen, weil die Hitze sonst doch auf den Kreislauf gehen kann. Danach folgt das Abtrocknen im Vorraum. Im Umkleidebereich im Erdgeschoss mit der erhaltenen Uniform bekleidet, kann es nun nach oben gehen, dem Schild “Fomentation” folgend. Auf der Treppe treffen sich die Wege aus der Männer- und Frauenumkleide.

Die gemischten Stockwerke

Auf 2F findet sich erstmal ein großer Saal, in dem mit Matten Schlafplätze markiert sind. Auf jedem der oberen Stockwerke gibt es einen Lagerraum, aus dem man sich eine Unterlage und ein großes Handtuch als Decke holen kann. Holzrundlinge gliedern den Boden und schaffen ein Minimum an Distanz zwischen den Schlafreihen. Außerdem nimmt etwa die Hälfte des Stockwerks das Restaurant ein. Eine Eckbank bietet ein “Fußbad” in warmen Jadekieseln. Nebenräume bieten Massagen und Nagelpflege an.

Auf 3F ist die Unterhaltung zuhause. Ein “Singing Room” (Karaoke), ein PC-Raum, ein Raum mit Konsolenspielen, Fernsehraum und Tischtennis sind hier zu finden. Der große Flur bietet eine Reihe Massagesessel und dazwischen natürlich Schlaffläche. Eine Bar verkauft Getränke und Snacks.

4F ist ganz der „Fomentation“ gewidmet. Um den Flur herum sind diverse Kammern angeordnet, die Trockensaunen meist mittlerer Temperatur bieten. Ein Oxygen Room bietet erhöhten Sauerstoffgehalt bei normaler Raumtemperatur. Ein Jade Fomentation Room ist mit Jadestein ausgekleidet und mit 60° einer der wärmeren. Im Loess Ball Fomentation Room (ebenfalls 60°) kann man sich auf oder in heißen Tonkügelchen betten. In diesem Fall sind an einem Holzpodest entlang den Seitenwänden kleine Joche aus Holz als Kopfstützen befestigt. In anderen heißen Räumen kann man sich solche Holz-Kopfstützen frei platzieren. Draußen im Normaltemperaturbereich dienen mit Kunstleder bezogene Schaumstoffquader als Kopfkissen, es leuchtet ein, dass man die den hohen Temperaturen nicht aussetzen will.
Ein weiterer Loess-Raum mit 50° ist an der Decke mit dem Material ausgekleidet:

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Loess Fomentation Room, Eingang und Decke

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Loess Fomentation Room, Eingang und Decke

Insgesamt gibt es wohl so zehn unterschiedliche Räume, einschließlich einem Eisraum, dessen Oberfläche auf -18° tiefgekühlt und von einer dicken Eisschicht überzogen ist, und dem glutrot leuchtenden heißesten Raum mit 95°, der auf seiner runden Grundfläche eine Handvoll Lehnen aufweist und mit großen Infrarotstrahlern auf Temperatur gehalten wird, im Bild ganz hinten:

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Flur im Fomentation-Stockwerk 4F

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Flur im Fomentation-Stockwerk 4F

Das oberste Stockwerk 5F schließlich enthält reine Schlafsääle. Es gibt getrennte Räume für Frauen, Männer und Schnarcher. Die Räume sind mit Stockbettenreihen mit Zwischenwänden ausgestattet, und stellen so ein Mittelding zwischen offenem Dorm-Schlafraum und Capsule-Hotel dar.

Außerdem gibt es einen Raum mit Schlafröhren, die mit Lehm ausgekleidet sind:

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Lehm-Röhren Schlafsaal

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Lehm-Röhren Schlafsaal

Dort habe ich für die Nacht eine Röhre bezogen und trotz einer etwas nervigen Vibration sehr gut geschlafen.

Am nächsten Morgen bin ich erstmal erneut in das Nassbad zu ein paar Bädern gegangen, und habe dann eine Mahlzeit im Restaurant als Frühstück eingenommen. Die Auswahl ist ganz eindrucksvoll:

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Menü des Restaurants

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Menü des Restaurants

Die Preise für die Menügerichte liegen zwischen 6000 und 15000 Won.
Ich habe es einem anderen Gast gleichgetan und die Seaweed Soup bestellt. Das war keine so gute Idee, denn sie schmeckt doch etwas langweilig und die Riesenschüssel will gar nicht enden. Aber es handelt sich ja um ein koreanisches Menü, also wird auch Reis und diverse andere Kleinigkeiten gereicht:

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Menü Seaweed Soup

Seoul, Siloam Jjimjilbang: Menü Seaweed Soup

Auf jeden Fall war das ein guter Start in den Tag, besser als die Toast und Marmelade SB-Frühstücke, die in den billigen Hostels üblich sind.