Am Dienstag bin ich dann zum Osttor (Dong-dae-mun: Ost-Groß-Tor) gefahren. Das Tor selbst hat offiziell den Namen Heunginjimun, und ist einer der vier primären Stadttore Seouls. Als einziges Stadttor hat es noch einen zusätzlichen, auf der Außenseite vorgebauten halbkreisförmigen Befestigungswall:

Seoul,  Heunginjimun oder Dongdaemun, das östliche Stadttor, von außen

Seoul, Heunginjimun oder Dongdaemun, das östliche Stadttor, von außen

Ursprünglich 1398 erbaut, stammt das heutige Bauwerk von 1869. Das kann für hiesige Verhältnisse als alt gelten, Südkorea scheint insgesamt in den letzten 10-20 Jahren viel Aufwand in die Rekonstruktion historischer Bauwerke zu stecken, das sieht man an den Palästen und Tempeln, von denen einige erst wenige Jahre alt sind, und auch an der Stadtmauer von Seoul.

Auf der anderen Straßenseite vom Tor befindet sich ein Hügel, auf dem sich die Stadtmauer fortsetzt, und der als Mauerpark gestaltet wurde.

Seoul,  Heunginjimun vom benachbarten Hügel (Mauerpark) aus

Seoul, Heunginjimun vom benachbarten Hügel (Mauerpark) aus

In dem benachbarten Gebäude befindet sich ein Stadtmauer-Museum, das die Geschichte der Mauer und der Stadttore darstellt. Neben zahlreichen Schautafeln mit Fotos und Bildern darf auch ein Lego-Modell nicht fehlen:

Seoul, Stadtmauermuseum bei Dongdaemun: Lego-Modell des Osttores

Seoul, Stadtmauermuseum bei Dongdaemun: Lego-Modell des Osttores

Während 1704-1712 noch ein groß angelegtes Erneuerungsprojekt die Mauer durch Verwendung größerer Steinquader verstärkte, und ihre Bedeutung von den folgenden Monarchen anerkannt wurde, haben die bösen Japaner ab 1907 auf die Zerstörung von Teilen der Mauer gedrungen, aber nach dem zweiten Weltkrieg ging das ganze auch in der Unabhängigkeit erst einmal unvermindert weiter. Sehr überraschend finde ich das nicht, in der vergrößerten Stadt ist so eine Mauer ja auch immer ein Hindernis. Inzwischen wird die Mauer nach und nach instandgesetzt, wieder aufgebaut (siehe Baustelle am Namsan), oder wo das nicht zweckmäßig ist, durch Pflastersteine die ehemalige Position illustriert:

Seoul, bei Dongdaemun: Pflastersteine erinnern an den Verlauf der Stadtmauer

Seoul, bei Dongdaemun: Pflastersteine erinnern an den Verlauf der Stadtmauer

Hinter dem Stadttor befindet sich eine Reihe von Marktständen, dieser hier hatte interessante und sehr detailliert gemachte Metallkunstwerke:

Seoul, bei Dongdaemun: Metallkunstwerke auf einem Marktstand

Seoul, bei Dongdaemun: Metallkunstwerke auf einem Marktstand

Bei einer Drogerie hatte ich die Vermutung, dass dieses Produkt sich in Deutschland eher schlecht verkaufen würde:

Seoul, Drogerie bei Dongdaemun: “Natural ekél”

Seoul, Drogerie bei Dongdaemun: “Natural ekél”

Mein nächstes Ziel war der unweit gelegene Dongdaemun History and Culture Park. Auf dem Gelände eines während der japanischen Besatzungszeit errichteten und vor einigen Jahren abgerissenen Stadions ist hier ein kleines Museum, Außenanlagen sowie mit DDP “Dongdaemun Design Plaza” ein multifunktionales futuristisches Gebäude entstanden, das unter dem Motto “Dream Design Play” gar nicht vollmundig beschrieben wird: “DDP is an epicenter of design and the creative industries, where Seoulites as well as global citicens learn about and experience the latest design trends and knowledge.”

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Brücke

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Brücke

Beim Bau sind historische Bauten gefunden worden, ein Teil der Ausgrabungen ist an Ort und Stelle erhalten:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Ausgrabungen

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Ausgrabungen

Das Gebäude ist äußerlich wie innerlich interessant. Hier das Treppenhaus:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Spiral Staircase

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Spiral Staircase

Alternativ gibt es auch eine Rampe, die im Bogen von -2F bis 4F alle Stockwerke verbindet.

Auf halber Höhe gibt es ein Cafe, in dem eine kleine Ausstellung stattfand. Einige dieser Sitzgelegenheiten sind durch Wiederverwendung von Material, z.B. leere Feuerzeuge (hocker vorn) oder Posterrollen (Sitzbänke) entstanden:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Ausstellung: Sitzgelegenheiten

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Ausstellung: Sitzgelegenheiten

Auch Produkte aus Jeans und Filz waren ausgestellt:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Wandschmuck und Taschen aus Jeans

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Wandschmuck und Taschen aus Jeans

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Produkte aus Filz

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Produkte aus Filz

Aus dem Museumsbereich führt der “Grass Hill” hinunter zum Abschnitt “Design Lab”:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Grass Hill

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Grass Hill

Das Design Lab ist eine Präsentationsfläche für Anbieter von Produkten und Dienstleistungen rund um Design.

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Design Lab Halle

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Design Lab Halle

Viele der Produkte drehen sich um 3D-Druck, beispielsweise kann man sich hier sich selbst als Figur machen lassen:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Anbieter individueller Figuren

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Anbieter individueller Figuren

Beim 3D Printing Center sieht man 3D-Drucker in Aktion. Pikachu!

(Ob sich da nicht ein Hacker herausgefordert fühlen könnte, zu schauen, ob man nicht so einem Drucker hijacken und etwas ganz besonderes drucken könnte?)

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Design Lab 3D Printing Center

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Design Lab 3D Printing Center

Das Gelände umfasst weitere Ausgrabungen und auch ein Museum dazu:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Ausgrabungen, dahinter “Dongdaemun History Museum 1398”

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, Ausgrabungen, dahinter “Dongdaemun History Museum 1398”

Bekannt ist das Gelände schließlich auch für seinen “Rosengarten”, wo tausende Plastikrosen von der Dämmerung an ihre weißen LEDs einschalten:

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, LED-Rosen

Seoul, Dongdaemun Design Plaza, LED-Rosen

Nach einer letzten Nacht in Seoul fahre ich morgen zu einem ganz besonderen Erlebnis ins Landesinnere.