Südkorea ist zwar nicht im gleichen Maße ein Bahnland wie Japan, aber für viele Verbindungen gibt es durchaus Züge, und der KTX fetzt mit bis zu 300 km/h dahin und stellt damit alles andere außer Flugzeug in den Schatten. Expressbusse sind wohl eine gängige Alternative für viele Relationen.

Ähnlich wie der Shinkansen fährt der KTX auf eigenen Gleisen, auch wenn die Spurweite in Korea die gleiche ist wie im übrigen Bahnnetz. In den Bahnhöfen (inbesondere Seoul und Busan) fährt er daher teilweise auf den gleichen Bahnsteigen wie der ITX-Saemaeul. Unterwegs-Bahnhöfe werden gegebenenfalls außerhalb der jeweiligen Stadt gebaut, damit die Streckenführung geradlinig bleibt.

Die nächste Klasse darunter stellt der “ITX Saemaeul” dar, vielleicht vergleichbar mit unseren Intercitys.
Der Mugunghwa ist dagegen eher unser Regionalexpress. Je nach Strecke elektrisch oder mit Diesel, lokbespannt oder als Triebwagen, hält nicht überall aber doch öfter.

Wie komme ich nun zu einem Ticket? Wie überall, es gibt Schalter und Automaten. Eine seltsame Erkenntnis hatte ich in Seoul Station schon mal, als ich vorab mein Ticket lösen wollte: es gibt “cash&card” Automaten und “card only”. Ich wollte bar bezahlen, hatte ja entsprechend Geld abgehoben, und beim Bedienen des Touchscreen kam nur eine Fehlermeldung (auf koreanisch). Der “card only” nebenan ließ mich dagegen den gewünschten Zug auswählen. Dann erblickte ich einen Aufkleber auf den “cash&card” Automaten, auf dem etwas von “06:00-22:00” stand. Anscheinend werden die cash&card Automaten um 22 Uhr außer Betrieb genommen, warum auch immer (vielleicht weil sie da ausgeleert werden, und Korail über Nacht kein Geld drin liegen haben will? Sonst fällt mir echt kein Grund ein).

Am nächsten Tag zu einer passenden Uhrzeit bin ich dann wiedergekommen. Oben gibts einen Umschalter auf “English”, dann stellt sich der Automat so dar:

Korail Fahrkartenautomat - umgeschaltet auf English

Korail Fahrkartenautomat - umgeschaltet auf English

Es ist alles sinnvoll vorbelegt: Abfahrt jetzt, Seoul nach Busan, ein Fahrgast, Fenster, vorwärts (ich denke, “right direction” soll heißen “Sitz in Fahrtrichtung”). Ich habe hier bereits das Ziel auf Gimcheon und die Abfahrt auf 2.3. 9 Uhr umgestellt. Wenn man Start oder Ziel umstellen will, bekommt man die größeren Bahnhöfe sofort zur Auswahl und andere, indem man den Anfangsbuchstaben auswählt. Wie man sieht, der KTX um 09:00 ist offenbar schon ausgebucht, da gibt’s daher nur noch “Standing” als Option. Das muss dann doch nicht sein, also hab ich mich für den 10 Minuten später entschieden. Man muss bei der gewünschten Verbindung die Klasse auswählen, bei Transferverbindungen für jede Teilstrecke. Ich habe also bei der zweiten Transferverbindung jeweils “Economy” angetippt. Es kam ein Popup “bla KTX blablabla” auf Koreanisch, ich hab mal gehofft es ist nicht so wichtig, und OK gedrückt. Ich vermute, es war der Hinweis, dass das Ticket nur für den gebuchten Zug gilt, und man es sonst erst umtauschen lassen muss.

Also bezahlt. Es wurde gefragt, ob ich ein “cash receipt” will. Wenn ich ja sage, werde ich gefragt, ob es an eine Kreditkarte oder an ein Konto gebunden werden soll. Also wollte ich das wohl doch nicht. Cancel gedrückt, und es kam ein Streifen Papier raus. Auf dem Bildschirm steht “Thank you for your withdrawal.” Huch? von was bitte soll ich abgehoben haben, oder ist Rückzug gemeint, womöglich Storno? Hmm, sollte das Papier meine Fahrkarte sein? Aber über dem Ausgabeschlitz steht “Receipt”, rechts daneben ist ein Fach, an dem “Ticket” steht, aber es ist leer. Panik? Hat er jetzt mein Geld gefressen und ich steh ohne Ticket da? Dann doch lieber nochmal genauer geguckt, ah, es ist nicht runtergefallen in die Ausgabemulde, sondern steckte noch oben drin.

Und so sieht es aus:

Korail Fahrkarte Seoul-Gimcheon, mit Umstieg in Daejeon

Korail Fahrkarte Seoul-Gimcheon, mit Umstieg in Daejeon

Ein Ticket ist bei Korail immer eine Platzkarte. Ich finde es sehr übersichtlich und selbsterklärend. Oben steht von wo nach wo, und der Umsteigebahnhof.

Direkt darunter das Datum der Fahrt (wie immer in Korea Monat-Tag, davor klitzeklein das Jahr 16) und jeweils die Abfahrtszeit etwas größer und die Ankunftszeit kleiner, weil die ja nicht so wichtig ist. An den Pfeilchen dazwischen steht sogar 1 und 2 dran. Darunter die Zeilen für die Züge für jede Teilstrecke. Auch ohne Koreanisch zu können, kann ich mir leicht genug zusammenreimen, dass die erste Strecke mit KTX Nummer 407 ist, und ich in Wagen 9 auf Platz 8A sitze. Für die andere Strecke in Zug 1003 Wagen 2 auf Platz 9A. Dass der Zugtyp bei 2 “sae ma eul” lautet, müsste ich in der Hangul-Übersicht ermitteln, aber das ist auch nicht so wichtig, so viele Züge werden zu der Minute schon nicht abfahren, und die Zugnummer gibts ja auch noch.

Die 28400 rechts unten sind der Preis, warum sich der ermittelt aus 32100-3700 hab ich keine Ahnung, aber ist mir auch egal.

Entscheidend ist übrigens, den richtigen Zielbahnhof auszuwählen. Beispielsweise fahren die langsamen Züge aus Richtung Ulsan nicht bis Busan Station, sondern enden in Bujeon, und separate KTX-Bahnhöfe heißen in der Regel Sin+Stadtname. Bedenkt man das nicht, kommen langwierige Umsteigeverbindungen heraus.

Am Bahnhof wechselt das Display mit den Abfahrten immer zwischen Koreanisch und Englisch hin und her, parallel gibt es auch zweisprachige Durchsagen.

Seoul Station: Abfahrtstafel

Seoul Station: Abfahrtstafel

Das erklärt wohl, dass der KTX um 9:00 gefragter war als der um 09:10 - nach Busan wollen wohl mehr Leute als nach Jinju. Ich muss also ans Gleis 8. Am Bahnsteig markieren Schilder die Positionen der Wagennummern, so dass man sich schon passend hinstellen kann, auch wenn der Zug noch nicht da ist.

Hier die beiden “schicken” Züge von vorn:

Korea: KTX und ITX Saemaeul jeweils bei der Einfahrt

Korea: KTX und ITX Saemaeul jeweils bei der Einfahrt

Die Ähnlichkeit des KTX mit dem TGV ist nicht ganz zufällig, der koreanische Hersteller Rotem hat den TGV lizenziert.

Die Mugunghwa-Züge kommen weniger gestylet daher, speziell die Dieselok rechts ist ein regelrechtes Monster, groß, sehr lang, und in dem darauffolgenden Wagen scheppert und rumort es auch noch geheimnisvoll:

Korea: Korail Mugunghwa Züge mit Elektro- und Diesellok

Korea: Korail Mugunghwa Züge mit Elektro- und Diesellok

Als ich heute in Singyeongju ein Ticket nach Busan kaufen wollte, bin ich auch als erstes zum Automaten gegangen (nachdem ich ihn gefunden habe - die haben da einen Bahnhof in die Pampa gestellt, der eher die Ausmaße eines Flughafenterminals hat. Wohl sehr auf Wachstum kalkuliert, momentan hat das Ding grad mal zwei Bahnsteige in Benutzung und zwei Durchfahrgleise dazwischen, denn nur einige der KTX Richtung Busan halten an dieser Station, die Bahnhofshalle überspannt aber vorsichtshalber schon mal sechs Bahnsteige, vor den anderen liegt zunächst ein Schotterbett ohne Schienen).

Den Automaten zu bedienen hatte ich ja schon gelernt. Aber ach, da fehlt der English-Schalter. Eigentlich wirken die alle so, als hätten sie die gleiche Software drauf, warum dann nicht alle auch Englisch können, keine Ahnung.

Die Auswahl auf Koreanisch zu treffen, hab ich mir dann doch nicht zugetraut, und bin stattdessen zum Schalter gegangen. War auch kein Problem. Das Ticket vom Schalter sieht ganz anders aus, eher wie ein Kassenzettel, aber durch die Aufschrift “Train Ticket” und einen wichtig aussehenden 2D-Barcode klar als solches gekennzeichnet:

Korea: Bahnticket vom Schalter

Korea: Bahnticket vom Schalter

Bahnverbindungen und Preise kann man auch vorab im Internet auf der Korail-Website recherchieren.

Es gibt auch für Ausländer einen Korail-Pass, der für einen, drei, fünf oder siebens aufeinanderfolgende Tage erhältlich ist. Der Pass ist auch noch vor Ort in einem Korail Travel Center erhältlich und kostet je nach Laufzeit 70200 bis 176800 Won (etwa 54 bis 136 Euro). Der Eintagespass lohnt sich sicherlich, wenn man einen Tagesausflug mit dem KTX von Seoul nach Busan und zurück machen will. Bei meiner Reise waren die Einzeltickets billiger.