Ich verwende auch zuhause überwiegend Bargeld, um Einkäufe zu bezahlen. Mit Karte zahle ich normalerweise nur größere Summen (über 50-100 EUR). Hie und da kommt es vor, dass ich vergessen habe, Geld abzuheben, und dann zahl ich ausnahmsweise auch mal 15 EUR beim Lidl mit Plastik.

Darin bin ich den Japanern recht ähnlich, die sind auch ein recht bargeldorientiertes Volk. Man darf bei kleineren Pensionen oder Restaurants keinesfalls davon ausgehen, dass Kreditkarten akzeptiert werden!

Ich besitze VISA-Karten von zwei Banken, nämlich von der comdirect und der DKB. Beide erlauben mir kostenlose Abhebungen von Bargeld im Ausland. Die DKB erstattet sogar Gebühren, die die Geldautomatenbetreiber vor Ort erheben, aber das ist in Japan kein Thema. Bei der Nutzung zum Bezahlen fällt bei beiden ein Aufschlag von 1,75% an, es ist also günstiger, Bargeld abzuheben und damit dann zu bezahlen, als mit Karte zu bezahlen.

Die V-Pay Karte (landläufig immer noch oft “ec-Karte” genannt) brauche ich dagegen gar nicht mitnehmen, sie funktioniert nur innerhalb Europas, und wer noch eine Maestro hat, muss damit auch nicht mehr Glück haben.

Visa ist ideal, V-Pay bringt gar nichts

Visa ist ideal, V-Pay bringt gar nichts

Für meine beiden VISA-Karten gilt: Abhebungen und Zahlungen zählen gegen das Kartenlimit, das bei mir bei comdirect 2000, bei DKB kümmerliche 500 EUR beträgt. Durch Überweisung auf das Kreditkartenkonto kann man es aber aufpolstern, bei DKB ist das VISA-Konto gleichzeitig auch eine Art Tagesgeldkonto und bringt derzeit immerhin noch 0,7% Zinsen. Fürs Abheben beträgt das Tageslimit bei comdirect 600 EUR, bei DKB 1000 EUR, wobei die Betreiber der Geldautomaten auch niedrigere Grenzen setzen können.
Bei comdirect habe ich gerade nochmal nachgefragt: auf englischsprachigen Webseiten liest man manchmal den Hinweis, man soll seiner Bank eine Auslandsreise ankündigen, damit nicht wegen Missbrauchsverdacht die Transaktion verweigert oder gar die Karte gesperrt wird. Das trifft bei uns nicht zu.

Japan ist ein sicheres Reiseland, man muss sich also keine Sorgen machen, mit dem Äquivalent von ein paar hundert Euro in der Geldbörse rumzulaufen. Ich kenne einige Leute, die den Wechselkurs beobachten und zu einer günstigen Zeit in Deutschland vorab Bargeld tauschen. Zur Nutzung von Kursschwankungen - hier der 5-Jahres-Chart von comdirect - kann sich das lohnen, immerhin waren wir Ende 2014 bei fast 150 und letztes Frühjahr bei 140, während man momentan etwa 127 Yen für einen Euro bekommt. Das Hantieren mit ausländischen Geldscheinen (“Sorten” genannt) ist für Banken aber beschwerlich, und daher muss man für den Bargeldumtausch mehrere Prozent Aufschlag bezahlen, so bekäme ich aktuell bei der hiesigen Stadtsparkasse nur 123 Yen Bargeld pro Euro.
(Ich hab gerade nachgeschaut: während meiner zweiten Japanreise im November 2013 stieg der Kurs von 132 auf 139 JPY/EUR an.)

Ich verlasse mich darauf, dass ich wenigstens mit einer meiner beiden VISA-Karten nach Ankunft am Flughafen (oder für Japan bei meiner aktuellen Reise: Hafen, da ich ja mit dem Schiff aus Busan komme) am Automaten Geld bekomme. An Euros werde ich halt so viel dabei haben, wie ich zuletzt grad im Geldbeutel hatte, wohl zwischen 50 und 150 EUR.

Leider muss ich gestehen, dass mein Vertrauen in das Plastik diesen Januar etwas gelitten hat. Unverhofft teilte mir die comdirect am 14.1. mit, dass sie meine VISA-Karte in drei Wochen sperren und mir eine neue schicken werden:

“Unsere internen Überwachungssysteme haben festgestellt, dass Ihre Kreditkartendaten bei einem Ihrer Online-Einkäufe möglicherweise entwendet wurden.”

Dass es extra eine Info-Webseite dazu hab, in der der voraussichtliche Versandtermin angekündigt war, deutete schon darauf hin, dass das eine größere Aktion zu sein schien. Berichte bei Heise und im österreichischen Standard bestätigen das. Wenn der Austausch nach meiner Abreise erfolgt wäre, dann hätte ich unterwegs plötzlich eine ungültige VISA-Karte in der Tasche gehabt. Aber ich hoffe mal, dass das nicht bei meinen beiden Karten und nicht so schnell wieder vorkommt.

Innerhalb Japans funktionieren internationale VISA-Karten auf jeden Fall bei den Automaten der Japan Post und im 7-Eleven. Während es bei uns selbstverständlich ist, dass Geldautomaten und andere SB-Geräte in einem rund um die Uhr zugänglichen Raum stehen, handhaben die Japaner das anders. Die Geldautomaten werden zum Ende der üblichen Banköffnungszeiten weggesperrt, das gilt sogar für solche, die getrennt von der Bank in einem reinen SB-Raum zum Beispiel im Fußgängergeschoss der Ueno Station aufgestellt sind. Da kommt der 7-Eleven gelegen, eine der japanischen Konbini-Ketten, da diese Läden rund um die Uhr geöffnet haben.

Edit 01.04.: Die DKB ändert ihre Bedingungen zum 01.06.16 und erstattet keine Geldautomatengebühren mehr. Sie ist in dieser Hinsicht danach gleichauf mit comdirect. Im Gegenzug erlaubt sie auch die Nutzung der V-Pay im Ausland (wobei V-Pay bisher nur in Europa verfügbar ist, für Japan spielt das daher keine Rolle) zu den gleichen Bedingungen:
“an Geldautomaten anderer Betreiber im In- und Ausland: kostenfrei ggf. zzgl. Entgelt des
Geldautomatenbetreibers
Fußnote: Geldautomatenbetreiber können Entgelte erheben, die zusätzlich zum Auszahlungsbetrag belastet werden. Die Höhe dieses direkten Kundenentgelts vereinbart der Geldautomatenbetreiber vor der Auszahlung des Betrages mit dem Karteninhaber am Geldautomaten. Mit der erfolgten Auszahlung gilt dieses Entgelt als akzeptiert. Dieses Entgelt wird von der DKB AG nicht erstattet.”

Ich meine, das war eine Frage der Zeit. Natürlich war das ein nettes Feature, aber es ist einzelnen Kunden (z.B. Thailandreisende, die jeden Tag einen Kleckerbetrag abheben und damit Gebühren ansammeln, oder Leute, die eben aus Bequemlichkeit immer den nächstbesten Automaten nehmen, auch wenn der Gebühren aufschlägt) deutlich zugute gekommen, während die Mehrheit der Kunden nichts davon hatte. Da lasse ich mich lieber durch insgesamt attraktive Konditionen dafür belohnen, dass ich mich selber kostenbewusst verhalte. Der Aufwand für die bisherige manuelle Bearbeitung von Kleinbetragserstattungen ist auch nicht zu unterschätzen.