Am 22.3. war mein dritter Tag der spontan eingeläuteten Kyushu-Tour. Mein Ziel war der Aso Vulkan im Landesinneren und die Zugfahrt drumherum.

Los gings in Beppu mit dem Limited Express “Kyushu Odan Tokkyu” oder verständlicher “Trans-Kyushu Limited Express”, der von Beppu nach Oita, dann auf der südlicheren Route quer durch Kyushu nach Kumamoto, und von dort weiter nach Süden bis Hitoyoshi fährt.

Der Zug kommt etwas rustikaler daher als andere Limited Expresse:

Trans-Kyushu Limited Express

Trans-Kyushu Limited Express

Innen ist er aber recht hübsch aufgemacht:

Trans-Kyushu Limited Express: Innenausstattung

Trans-Kyushu Limited Express: Innenausstattung

Der Grund für den stampfenden Diesel wird bald klar, wenn wir nach Oita landeinwärts abbiegen: Die Strecke ist “oben ohne”, also nicht elektrifiziert.

Trans-Kyushu Limited Express: Blick aus dem Fenster hinter Nakahanda

Trans-Kyushu Limited Express: Blick aus dem Fenster hinter Nakahanda

Der Zug gewinnt spürbar an Höhe, wobei es vor Aso schon wieder leicht bergab zu gehen scheint. Am Bahnhof Aso angekommen, sagt mir ein Touristeninfo-Mann, ich soll sofort in den Bus einsteigen und nach Kusasenri fahren, der fährt nämlich gerade ab. Also mach ich das. Oh, da hab ich mich auf was eingelassen. Die Busfahrt dauert etwa 30 Minuten und der nächste Bus zurück geht eineinviertel Stunden später. Meine Reservierung für die Weiterfahrt mit dem Sonderzug “Aso Boy” kann ich damit vergessen, dazu hätte ich mit zwei Stunden Aufenthalt auskommen müssen. Mit dem Kyushu Rail Pass tut mir das nicht weh, die Reservierung war kostenlos, aber es ist natürlich ganz schlechter Stil, eine Reservierung nicht zu stornieren, sondern verfallen zu lassen. Nur sitze ich gerade schon im Bus, da kann man nix machen.

Die Warnstufe für den Aso (genauer gesagt den Nakadake, den einzigen aktiven der fünf Vulkane, die zusammen als “Aso” bezeichnet werden) ist zur Zeit bei 2 (“do not approach the crater”). Zwischenzeitlich, etwa letzten Oktober, war sie mal auf 3 (“do not approach the volcano”). Die höchste Stufe ist 5 (Evakuierung). Sicherheit geht vor in Japan, und an einem anderen Vulkan sind ja voriges Jahr einige Wanderer an giftigen Gasen hopsgegangen, insofern darf man sich über solche Verbote nicht ärgern. Die Seilbahn zum Krater steht daher still, und die Wanderwege sind wohl irgendwo auf dem Weg dahin gesperrt. Kusasenri ist eine Grasfläche einige Kilometer von der Talstation der Bergbahn entfernt. Es gibt dort einige Hügel zu erwandern, ein Vulkanmuseum wartet auf Besucher, und natürlich gibts Restaurants und Imbisse. Ich habe mich für die Natur und gegen das Museum entschieden. Hier der Blick auf den Krater von oberhalb der Imbissstation aus:

Aso, Kusasenri, Blick auf den aktiven Vulkan Nakadake, rechts die Bergstation der Seilbahn

Aso, Kusasenri, Blick auf den aktiven Vulkan Nakadake, rechts die Bergstation der Seilbahn

Ich bin also mal um einem Teil der Kusasenri-Ebene rumgewandert, etwa den ersten Bogen links, dann rüber zum Komatate und geradeaus wieder zurück. Viel mehr Zeit war nicht - kein Wunder dass mein Zug nach Aso relativ leer war, die meisten Leute sind wohl früher aufgebrochen, um mehr Zeit am Vulkan zu haben, droben waren schon ziemlich viele Touristen unterwegs.

Aso, Kusasenri, Wanderkarte

Aso, Kusasenri, Wanderkarte

Auf dem Weg habe ich ein paar Bilder geschossen, um zu zeigen, dass sich da was tut. Der zeitliche Abstand zwischen den Bildern ist etwa je 20 Sekunden.

Aso, Kusasenri, Blick auf den aktiven Vulkan Nakadake in Aktion (Bildsequenz)

Aso, Kusasenri, Blick auf den aktiven Vulkan Nakadake in Aktion (Bildsequenz)

Im zweiten Teil meines Wanderwegs sehe ich auch den größeren, runden See in der Kusasenri.

Dass der Boden so häßlich grau ist, liegt an dem No-Yaki, dem Abbrennen des Grases, das im Aso-Gebiet nach dem Winter zur Fruchtbarmachung des Bodens durchgeführt wird - Angaben zum Zeitpunkt dieser Feuerzeremonien werden übrigens bewusst zurückgehalten, man will da keine Touristen vor Ort haben, die vielleicht blöd im brennenden Gras rumlaufen, außerdem hängt das ganze vom Wetter ab und der konkrete Tag wird daher sehr kurzfristig angesetzt. Das gilt leider wohl auch für das markante Befeuern des Zeichens “Hi” (Feuer), das auf vielen Aso-Webseiten zu sehen ist.

Aso, Kusasenri, See

Aso, Kusasenri, See

Es werden Pferdespaziergänge angeboten, Reiten kann man das nicht nennen, die Pferde werden zu Fuß auf einem kleinen Oval ausgelegt mit Plastikband herumgeführt und der Spaß kostet 1500 Yen.

Aso, Kusasenri, Pferdespaziergänge

Aso, Kusasenri, Pferdespaziergänge

Als es an die Rückfahrt ging, hab ich nochmal geschwitzt: Da standen schon arg viele Leute an der Bushaltestelle. Sehr oft fahren diese Busse nicht, so dass ich meine weitere Fahrtkette von Limited Express nach Kumamoto - Shinkansen nach Hakata - Nachtbus nach Osaka schon in Gefahr gesehen hatte. Glücklicherweise kamen von der Seilbahn-Talstation relativ wenige in dem Bus an, so dass nach mir noch vier in der Schlange reingepasst haben. Dazu wurden im Bus die Mittelsitze ausgeklappt, die den Gang füllen, so dass fünf Leute in eine Reihe passen:

Aso, Busfahrt zurück von Kusasenri

Aso, Busfahrt zurück von Kusasenri

Ich glaube der Busfahrer war echt froh, dass niemand unterwegs beim Campingplatz oder bei der Jugendherberge aussteigen wollte.

Vielleicht hätte der Bus danach auch gerade noch für meine Anschlüsse gereicht, ich hatte etwa ne Dreiviertelstunde Zeit am Bahnhof Aso, hab mich ein wenig mit dem Tourist Info Menschen unterhalten, im Markt eine Brotzeit gekauft und verspeist.

Gegen 16:50 ging es dann mit dem Trans-Kyushu Limited Express weiter. Die fehlende Reservierung war kein Drama, der Zug war bei weitem nicht voll. Ich freute mich darüber, doch etliche Windkraftanlagen in den Bergen zu sehen, plötzlich eine japanische Durchsage mit irgendwas von “Terminal” - nein, für Endstation waren wir doch noch viel zu früh dran! Der Zug hält ohne Bahnhof - und fährt rückwärts weiter! Etwas später kommt er in Tateno Bahnhof an, und die Weiterfahrt geht wieder vorwärts. Um den Höhenunterschied zu bewältigen, sind hier die Gleise im Zickzack verlegt, das ist natürlich viel billiger als ein Tunnel oder sonst ein kompliziertes Streckenkonstrukt, aber erfordert dafür mehr Betriebsaufwand. Der Express hatte offensichtlich schon einen Fahrer am anderen Ende drinsitzen, bei den Lokalzügen muss der Fahrer wohl jeweils durch den Zug ans andere Ende gehen.

Trans-Kyushu Limited Express vor Tateno: über dieses Gleis sind wir gerade vor dem Richtungswechsel gekommen

Trans-Kyushu Limited Express vor Tateno: über dieses Gleis sind wir gerade vor dem Richtungswechsel gekommen

In Kumamoto angekommen, kann man sich vor dem Maskottchen-Bär Kumamon garnicht retten. Am Aso war er übrigens auch schon präsent und machte klar, dass man sich schon in dieser Präfektur befindet.

Kumamoto: Kumamon entlang der Wege im Bahnhof

Kumamoto: Kumamon entlang der Wege im Bahnhof

Sogar ein riesiger Kumamon-Kopf starrt einen an:

Kumamoto: Kumamon-Kopf im Bahnhof

Kumamoto: Kumamon-Kopf im Bahnhof

Es blieb noch Zeit, mir ein Essen zu kaufen:

Kumamoto: eine Bento-Box als Verpflegung

Kumamoto: eine Bento-Box als Verpflegung

dann war es Zeit, mich auf das Shinkansen-Gleis zu begeben. In Kumamoto ist der Shinkansen-Halt im gleichen Bahnhof, sonst sieht man ja oft die Vorsilbe “Shin-“, wenn der Shinkansen-Bahnhof an separater Stelle gebaut wurde (oder ein vorher weniger wichtiger Bahnhof wird dann so umbenannt). Das ist bei den benachbarten Halten der Fall:

Kumamoto: Bahnhofstafel auf dem Shinkansen-Gleis

Kumamoto: Bahnhofstafel auf dem Shinkansen-Gleis

Natürlich hat auch der Shinkansen ein hübsches Inneres, mit gebogenem Holz für Lehnen und Armlehnen. Wie schon im modernen Limited Express, sind in den aufklappbaren mittleren Armlehnen Tischchen verstaut. Zumindest vor meiner Sitzreihe waren auch Steckdosen in der Wand.

In 49 Minuten legte mein Zug “Tsubame 340” die Strecke Kumamoto-Hakata zurück. Der Mizuho durchfährt einige Halte und braucht sogar nur 35 Minuten für die 118km.

JR Kyushu Shinkansen - Innenausstattung

JR Kyushu Shinkansen - Innenausstattung

Nach dem Aussteigen ein fast gespenstisches Bild, als sich plötzlich jede zweite Sitzreihe automatisch herumdreht, und danach die anderen Sitze.

Dann war auch schon Zeit für den Nachtbus nach Kyoto, diesmal ein Willer Express mit RELAX Sitzen. Ohne Bus Pass hätte allein diese Fahrt etwa 10000 Yen gekostet. Bei meinem 5-Tage Bus Pass für 15000 Yen kostet jeder Nutzungstag rechnerisch gerade mal 3000 Yen. Die vorderen Reihen sind mit nur drei Sitzen bestückt, das gibt etwas mehr Armfreiheit, denn bei “uns” hinten ist die Sitzbreite doch recht schmal. Statt einer Armlehne hat man eher eine Art Trennwändchen zum Sitznachbar. Aber es ist auszuhalten. Eine Decke liegt bereit, und recht angenehm ist dieser Schirm zum Vorziehen, der nicht nur verdunkelt sondern einem auch gefühlt Abstand zur Umgebung vermittelt. Dicke, sorgfältig befestigte Vorhänge lassen kein Außenlicht hereindringen, so dass nach Abschalten der Innenbeleuchtung gegen 23 Uhr wirklich “Nacht” in der Kabine herrscht.

Willer Express Bus der Klasse RELAX (4er-Reihen hinten)

Willer Express Bus der Klasse RELAX (4er-Reihen hinten)

Damit ist der Abstecher nach Kyushu wieder zu Ende.