Ryusendo-Höhle bei Iwaizumi 11.5.2016
Eine Höhle hatte ich noch nicht auf meiner Reise, und diese ist eine der drei großen Kalksteinhöhlen Japans. Dass wir es in dieser Gegend mit Kalk zu tun haben, habe ich schon gestern an Jodogahama gesehen. Auf Hokkaido bei Shiraoi war das Meer und der See dagegen von dunkelgrauem Vulkansand gesäumt.
Von Morioka Bahnhof fährt um 09:40 ein JR Bus, der vom Japan Rail Pass abgedeckt ist (sonst 2660 Yen einfach). Beim Einsteigen zeige ich den Pass gleich mal, damit es nachher keine Überraschungen gibt, der Fahrer lässt sich auch den Reisepass zeigen und schreibt die Nummer des Japan Rail Pass in seinem Block auf. So gründlich ging es noch an keinem Ticket Gate der Bahn oder bei der Kontrolle in Zug zu. Die Busfahrt dauert 2:15, etwa wie gestern auch. Es ist ein bequemer Reisebus mit Spitzendeckchen auf den Kopfstützen.
Auch heute regnet es, aber das ist nicht schlimm, in der Höhle wird das keinen Unterschied machen.
Um 11:06 halten wir bei einer Raststation. Kurz zuvor, unweit hinter einem 3km langen Tunnel, haben Schilder uns in Iwaizumi begrüßt. Iwaizumi ist flächenmäßig die größte Stadt Japans, mit fast 1000 Quadratkilometern, wobei die Japaner einen anderen Begriff von Stadt haben, der bei uns eher einem Landkreis entsprechen würde. Hier in den Bergen ist die Kirschblüte noch im Gange. Mich fasziniert, wie die blühenden Bäume in den Bergwald eingestreut sind. Thermometer entlang der Straße zeigen mal 11, mal 14 Grad.
Nach einigen Halten in Iwaizumi, wo etliche Geschäftsleute aussteigen, fährt der Bus zum Hotel Ryusendo und schließlich zur Endhaltestelle Ryusendo-mae. Der Höhleneingang ist deutlich zu erkennen, und das Ticket Office im Haus davor ebenfalls.
Das Ryu in Ryusendo ist ja das Wort für Drache, insofern ist es kein Wunder, dass Drachen das Brückengeländer zieren, und auch als Maskottchen für die Höhle dienen.
Ich gehe aber erstmal in ein etwas zurückgesetztes Gebäude, in dem die Toiletten sind. Sieh da, dort gibt es auch Schließfächer, nicht ganz kostenlos, wie in vielen Museen, aber mit 100 Yen für das kleine Fach und 200 für das große doch moderat. Das ist es mir jedenfalls wert, nicht meinen Rucksack mit Laptop in der Höhle rumzuzerren, wo es eng und feucht sein kann. Den Schirm habe ich auch mit weggepackt, und bereue es schon fast, da es gerade beim Reingehen wieder zu regnen anfängt, aber ich habe heute eine Regenjacke angezogen.
Die Höhle ist sehr schön. Die Lichteffekte waren mir etwas übertrieben, braucht es wirklich Farbwechsler vor den ganzen Steinformationen?
Ein Luftvorhang am Eingang trennt das Höhlenklima von draußen. Heute kein sehr großer Unterschied, es hatte draußen 15 und hier drinnen hat es 11-12 Grad. Am Anfang war ich noch im Zweifel, ob ich es hier mit einem Tropfsteinhöhle zu tun habe, oder einfach „nur“ einer Kalksteinhöhle, Karstformationen dominierten das Bild. Aber bald sah ich auch die ersten Tropfsteine, die immer zahlreicher wurden.
Immerhin, die Unterwasserlampen sind dauerhaft bläulich. Der öffentliche Teil der Höhle enthält drei Seen mit 35, 38 und 98 Meter Tiefe. Ein vierter etwa 100m tiefer See befindet sich im nicht erschlossenen Teil. Die Erforschung der Höhle begann in den 1920er Jahren, und wurde in den 1960er Jahren intensiviert. Auch heute noch wird weiter erkundet.
Die Höhle samt der hier wohnenden fünf Arten Fledermäuse wurde 1938 zum japanischen Naturdenkmal erklärt. Die Japaner lieben es, Listen zu machen, so ist diese Höhle nicht nur eine der drei großen Kalksteinhöhlen Japans, sondern die Quelle mit 1,5m³/s seit 1985 auch eine der hundert berühmten Quellen und seit 2007 die Höhle eine der hundert großartigen geologischen Orte Japans.
Das Ende des Besucherweges bildet der dritte See mit 98m Tiefe.
Der Rückweg erfolgt über eine Treppe, die die höheren Bereiche der Höhle präsentiert.
Auf halber Höhe der Treppe zweigt ein Seitengang mit kuriosem Inhalt ab: Hier hat sich jemand einen Weinkeller eingerichtet.
Leider sind die Beschriftungen alle nur auf japanisch, also weiß ich nicht, ob es hier gelegentlich Parties zum Genuß von Höhlenwein gibt.
Der aus diesem Loch wachsende Tropfstein sieht aus, als ob das Loch einem die Zunge rausstrecken würde.
Den Höhepunkt erreicht die Treppe am Miharatoge etwa 35m oberhalb des Wasserspiegels.
Ab hier geht es wieder treppab. Der Weg führt direkt vor diversen Tropfsteinen entlang. Die klassischen dünnen Nadeln sind hier aber die Ausnahme, kompaktere Strukturen überwiegen.
Hier habe ich ausnahmsweise mal Richtung Höhlendecke geblitzt. Normalerweise vermeide ich den Blitz, schon nach wenigen Einsätzen schwächelt die Batterie meiner Kamera, wenn sie nicht mehr ganz frisch ist.
Die Treppe in die Hohlräume der Höhle hineinzuplanen, mag auch keine triviale Aufgabe gewesen sein. Kein Wunder, dass man es mit etlichen Kurven und Ecken zu tun hat.
Hier nun der offizielle Blick auf den See “Lake first bottom of the earth observatory” steht auf dem Schild daneben. Der Farbwechsler auf rot gibt einen schönen Kontrats zum Blau im See.
Es ist als wäre es dramaturgisch aufgebaut. Der Weg bietet immer tollere Anblicke, finde ich.
Für diese Sinterkaskaden habe ich nochmal einen Blitz “geopfert”.
Ein Stalagmit (vom Boden aufwachsender Tropfstein, wächst typisch 0,1mm pro Jahr), der wie eine Jizo-Figur aussieht? Der wird gleich passend angezogen und verehrt.
Nun bin ich wieder am Ausgang. Nachdem ich den Quellfluss in der Höhle gesehen habe, gewinnt der austretende Fluss hier, der kurz darauf in den Shizo-Fluss mündet, mehr Bedeutung.
Vor dem Höhleneingang befindet sich ein Trinkwasserbrunnen, zu dem Wasser aus der Quelle geleitet wurde. Außerdem kann man das Wasser auch in Flaschen unterschiedlicher Größe im Shop kaufen.
Doch halt, an der Kasse heißt es, es gibt nur Kombitickets für Ryusendo und Ryusenshindo, das war also noch nicht alles! Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich eine weitere Höhle, oder man müsste sagen ein Höhlenteil, denn bevor sich der Shizo-Fluss hier sein Bett gegraben hat, hingen die beiden wohl zusammen.
Auf der anderen Fluss- und Straßenseite liegt der Eingang zur Ryusenshindo-Höhle. Diese ist nicht mit bunten Lichtern als Spektakel inszeniert, sondern enthält als Lehrhöhle zahlreiche Informationstafeln, Beschriftungen und Modelle.
Ich finde interessant, welche knubbeligen Formen da entstehen.
Fundgegenstände haben eine frühzeitliche Bewohnung der Höhle bewiesen.
Eine kleine Bergwanderung spare ich mir in diesem Bericht.
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